Bis zur Adria reichte es leider nicht!

Shownotes

Der Ort: Der Wiener Neustädter Kanal erstreckte sich am Höhepunkt seiner Ausdehnung Mitte des 19.Jahrhunderts vom Wiener Stubentor bis nach Wiener Neustadt. Der damals 63km lange Kanal wurde von 2 Häfen eingefasst, nämlich einem in Wiener Neustadt und einem direkt am Wiener Stubentor bis zur damaligen Stadtmauer, wo sich heute der Schienenverkehrsknotenpunkt Wien Mitte befindet. Der Kanal führte über Wien Landstraße, Simmering, Maria Lanzersdorf, Laxenburg, Guntramsdorf, Baden bis Wiener Neustadt. Derzeit existiert dieser Wasserweg zwischen Guntramsdorf und Wiener Neustadt, die restlichen Teile wurden mit der Zeit zugeschüttet. Heute sind die noch bestehenden Teile beliebte Ausflugsziele für SpaziergängerInnen und RadfahrerInnen bzw. wird die ehemalige Verkehrsader für landwirtschaftliche oder gewerbliche Zwecke genützt.

Das Thema: Im Zuge der Industrialisierung Europas im 18.Jahrhundert waren Kanäle die effizientesten Transportwege von Massengütern. Daher plante die österreichische Verwaltung Ende des 18.Jahrhunderts ein ähnliches Kanalnetz wie in Frankreich oder England einzuführen, um die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Dabei war die Schaffung eines künstlichen Kanals von Wien bis zur Adria als Großprojekt geplant. Innerhalb von 6 Jahren Bauzeit wurde das erste Teilstück zwischen Wien und Wiener Neustadt 1803 fertiggestellt. Auf der 63km langen Strecke wurden zahlreiche Schleusen, Brücken, Lagerhallen und Anschlüsse an die im Wiener Becken ansässigen Industriebetriebe angelegt. Für die eigens für den Kanal entwickelten Bootstypen gründete man sogar Werften. Innerhalb von 50 Jahren entwickelte sich der Kanal zu einer der wichtigsten Transportlinien für Kohle, Holz, Ziegel und gewerbliche Produkte in die boomende Hauptstadt der Monarchie. Die weitreichenden Pläne für den Ausbau bis zur Adria mussten aufgrund finanzieller und innenpolitischer Hürden aufgegeben werden. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes verlor der Kanal zunehmend seine Funktion. Die Schiene konnte billiger, schneller und unabhängig von den Jahreszeiten massenhaft Güter transportieren. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor der Kanal endgültig seine Bedeutung, das Wiener Kanalbett wurde zugeschüttet bzw. als Trasse für die Eisenbahn genützt (teilweise die heutige Strecke der S7).

Tipps und Tricks:

Zum Lesen: Johannes Hradecky, Werner Chmelar: Wiener Neustädter Kanal. Vom Transportweg zum Industriedenkmal. Wien, 2014. Paul Slezak u.a.: Vom Schiffskanal zur Eisenbahn: Wiener Neustädter Kanal und Aspangbahn. Wien, 1981 Fritz Lange: Von Wien zur Adria: der Wiener Neustädter Kanal. Sutton 2003

Zum Radeln und Spazieren: Radwanderweg EuroVelo 9, Teil Wiener Neustädter Kanal. Karten findet man im Internet z.B. auf www.niederoesterreich.at

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